Serap Sönmez
Gestern fanden deutschlandweit zum internationalen Safe Abortion Day am 28. September über 80 Aktionen in 50 Städten statt. Insgesamt protestierten rund 4000 Menschen unter dem Motto „Schwangerschaftsabbruch: Unser Recht, unsere Entscheidung! Hier und weltweit!” für die vollständige Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. In Karlsruhe forderte man bei einer Kundgebung, Schwangerschaftsabbrüche nach den bestmöglichen Methoden zu einem Teil des Leistungsangebots des Klinikums zu machen.
Für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche weltweit!
Weltweit fordern Frauen für sich das Recht, selbst zu entscheiden, ob sie Kinder wollen, wann sie Kinder wollen und wie viele Kinder sie wollen. Dazu gehört auch das Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Restriktive Abtreibungsgesetze sind Teil der Gewaltkultur gegenüber Frauen und Ausdruck frauenverachtender Verhältnisse. Der Kampf um Selbstbestimmung und reproduktive Gerechtigkeit ist deshalb ein zentrales Anliegen der feministischen Bewegungen rund um den Globus. Nicht zuletzt die Entwicklung z.B. in den USA macht deutlich, wie schnell erkämpfte Frauenrechte zurückgenommen werden können.
Auch in der Bundesrepublik Deutschland ist der Schwangerschaftsabbruch nach wie vor grundsätzlich verboten. Dieses Verbot, heute im §218 festgelegt, besteht seit über 150 Jahren. Nur unter engen Voraussetzungen wird auf eine Kriminalisierung betroffener Frauen verzichtet. Die Lebensentscheidungen und Lebensperspektiven von Frauen werden immer noch von Moralvorstellungen und der Willkür von Richter*innen, Staatsanwält*innen, Kirchenmännern, konservativen Ärzt*innen und Politiker*innen abhängig gemacht. Der §218 muss endlich ersatzlos gestrichen werden!
Selbst die eingeschränkten Möglichkeiten, einen Schwangerschaftsabbruch innerhalb der 3-Monatsfrist mit Zwangsberatung zu bekommen, ist vielen Frauen verwehrt. Es gibt immer weniger Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen und auch in vielen Kliniken, wie z.B. im Städtischen Klinikum in Karlsruhe, werden entsprechende Abbrüche nicht gemacht. Dies führt in immer mehr Gegenden der BRD dazu, dass ein notwendiges Angebot des Frauengesundheitsbereichs nicht zur Verfügung steht: Der Zugang zu medizinisch sicheren Möglichkeiten, eine Schwangerschaft abbrechen zu lassen.
Die Situation im städtischen Klinikum in Karlsruhe ist ein Skandal!
Unter anderem mit einer Unterschriftenaktion wurde eine Änderung der Praxis im Städtischen Klinikum eingefordert und verlangt, Schwangerschaftsabbrüche auch nach der Beratungsregelung durchzuführen. Fast 2000 Unterschriften wurden am 26.7.22 Frau Lisbachübergeben, die die zuständige Bürgermeisterin für Gesundheitswesen und Aufsichtsratsvorsitzende im Städtischen Klinikum ist. Eine Antwort und insbesondere eine grundlegende Veränderung im Städtischen Klinikum sind bisher jedoch nicht erkennbar. Deshalb fand der Protest am „International Safe Abortion Day“ in diesem Jahr am 28.9. direkt vor dem Städtischen Klinikum statt. Wir fordern die Verantwortlichen des Städtischen Klinikums umgehend zum Handeln auf und dazu, Schwangerschaftsabbrüche nach den bestmöglichen Methoden zu einem Teil des Leistungsangebots des Klinikums zu machen.
Frauenrechte auch im Städtischen Klinikum sichern! Für die ersatzlose Streichung des §218!
Aufgerufen haben: Karlsruher Bündnis für das Selbstbestimmungsrecht der Frau, Krankenhaus statt Fabrik Karlsruhe, Feministische Intervention, Offenes Frauen*treffen, Frauen des kurdischen Gesellschaftszentrums, Interventionistische Linke, Migrantinnenverein Karlsruhe e.V., Frauen*bündnisKarlsruhe zum Safe Abortion Day 2022