Weltweiter Aktionstag gegen
Gewalt an Frauen und Mädchen
Lasst uns gemeinsam tanzen!
Wie jedes Jahr sind wir auch am diesem 14. Februar wieder auf den Straßen und beteiligen uns an der globalen Protestaktion „One Billion Rising“. So tanzen wir gemeinsam seit 2012 an diesem Tag, um ein Zeichen gegen Gewalt und für unsere internationale Solidarität zu setzen. Eine Milliarde erheben sich – die „Milliarde“ verkörpert dabei die Zahl der Frauen, die in ihrem Leben Gewalt erfahren. Laut einer UN-Statistik wird nämlich eine von drei Frauen in ihrem Leben vergewaltigt oder Opfer einer schweren Körperverletzung. One Billion Rising ist dabei eine der größten Kampagnen weltweit, in dessen Rahmen wir zur Beendung von Gewalt gegen Frauen mit tausenden von Events in bis zu 190 Ländern der Welt gemeinsam auffordern. Dieses Jahr lautet das Motto „Rise fort he bodies of all women, girls and the earth“. 2022 möchte die Aktion Frauen auf der ganzen Welt stärker und politischer denn je verbinden und diese empowern. Im Fokus sollen dabei unter anderem die verheerenden Folgen des Kapitalismus, des Klimawandels und der vielen Lockdowns stehen.
Nach zwei Jahren Pandemie in Deutschland sehen auch wir deutlich, dass das Virus nicht alle gleich trifft. Dabei sind es besonders wird Frauen, die noch einmal mehr unter den Folgen der gescheiterten Corona-Politik leiden. In sogenannten „systemrelevanten Berufen“, wie Pflegeberufen, pädagogischen Berufen oder Beschäftigungen im Einzelhandel sind deutlich mehr Frauen als Männer tätig. Beschäftigte in diesen Berufen werden von der Krise besonders getroffen, sie arbeiten härter als je zuvor, setzen sich wegen fehlender Sicherheitsmaßnahmen täglich einem hohen Infektionsrisiko aus und können von dem Lohn meist nicht einmal ihre Grundbedürfnisse decken. Und die sogenannten Corona Prämien für Beschäftigte in der Pflege? Nicht einmal 30% der Krankenhäuser erfüllten dafür die vom Gesundheitsministerium gegebenen Voraussetzungen. Hinzu kommt, dass Frauen ohnehin sehr viel häufiger in Teilzeit, prekären Arbeitsverhältnissen oder gar nicht angestellt sind und oft geringere Arbeitsverhältnisse eingehen als ihre Partner, um familiäre Pflichten wie die Kindererziehung zu tragen. Die (unbereinigte) Gender Pay Gap von aktuell 18% belastet die Arbeitsverhältnisse der Frau zusätzlich.
Die finanziellen Schwierigkeiten – die durch Krise und einer Inflationsrate von bis zu 5,3% weiter verschärft werden – drängen Frauen in die ökonomische Abhängigkeit vom Ehepartner. Somit stellen häusliche Gewalt und Gewalt durch den (Ex-)Partner eine noch größere Gefahr dar, als sie es während Pandemie und Lockdown ohnehin schon tun. Während der Isolation hat häusliche Gewalt um mehr als 30% zugenommen, dabei sind über 80% der Opfer häuslicher Gewalt weiblich. Jeden Tag gibt es in Deutschland einen polizeilich registrierten Tötungsversuch an einer Frau. Jeden dritten Tag wird eine Frau durch ihren (Ex-)Partners ermordet. Solange Frauen im Haushalt der Gewalt des Mannes ausgesetzt sind, ihn aber nicht verlassen können, da sie beispielsweise die Versorgung der Familie allein nicht zustande bekommen würden oder der große Mangel an Frauenhausplätzen weiter besteht, wird häusliche Gewalt nicht verschwinden.
Die häusliche Gewalt reiht sich ein in die verschiedenen Arten von Gewalt, denen wir Frauen täglich ausgesetzt sind: So leiden wir weiterhin unter der unvollständigen Umsetzung der Istanbul-Konvention, unter den Paragrafen 218 und 219, unter Belästigung und Benachteiligung am Arbeitsplatz und unter sexualisierter Gewalt. All dieser Gewalt stellen wir uns entschlossen entgegen und tanzen am 14. Februar auf den Straßen und Plätzen als Zeichen dafür, dass wir unseren gemeinsamen Kampf für unsere Forderungen unermüdlich fortführen. Letztes Jahr wurde endlich die Abschaffung des Paragrafen 219a beschlossen. Wir wissen ganz klar: Das ist keine Errungenschaft der Politik, sondern des jahrelangen Kampfes der Frauenbewegung und dieser geht weiter! Gerade jetzt während der Krise tanzen wir für die vollständige Umsetzung der Istanbul-Konvention, das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und für höhere Löhne und sichere Arbeitsbedingungen!