One Billion Rising 2023

Als Bundesverband der Migrantinnen beteiligen wir uns, wie jedes Jahr am 14. Februar 2023 erneut in zahlreichen Orten an der Aktion „One Billion Rising“. „Eine Milliarde erheben sich“ – Mit der Milliarde ist eine von weltweit drei Frauen gemeint, die statistisch in ihrem Leben Gewalt erfährt. „Rise for Freedom“ ist dabei das diesjährige Motto und unter diesem wollen wir gemeinsam auf den Straßen lautstark ein Zeichen gegen Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung setzen und verdeutlichen, dass unser Kampf als Frauen für Schutz vor Gewalt entschlossen weitergeht. Im Iran, in Afghanistan kämpfen Frauen auf den Straßen für ihre Rechte, mit der Gefahr ihr Leben zu verlieren. In vielen Ländern sind Frauen, wegen rückschrittlicher Gesetze, erneutem Druck und der Tyrannei ausgesetzt. Es passiert gerade vieles auf der Welt, was uns erschüttert und wir wollen uns auch mit den Betroffenen des Erdbebens in der Türkei und Syrien solidarisieren, die gerade auf jegliche Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Die geschlechterspezifische Gewalt steigt, da Schutzräume für Frauen und Mädchen fehlen. In Katastrophengebieten sind sie somit vermehrt Plünderungen und sexueller Gewalt ausgesetzt. Auch das Fehlen von Hygieneartikeln stellt eine ernsthafte Gefahr für Gesundheit dar.

Um an diesem 14. Februar besonders laut zu sein, gibt es für uns Frauen allen Anlass. Der aktuelle Krieg, seine Auswirkungen und die Inflation treffen uns noch einmal besonders hart und bringen viele von uns immer weiter an unsere Existenzgrenzen. Laut dem neusten OXFAM-Ungleichheitsbericht hat die Zahl der von Armut Betroffenen in Deutschland mit 16,1 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Das bedeutet, dass mittlerweile mehr als jede 6. Person direkt von Armut betroffen ist und unter diesem Anteil sind überdurchschnittlich viele Frauen und Kinder. Und das bittere Ausmaß davon sehen wir spätestens daran, dass laut den neusten Zahlen mittlerweile jede dritte Frau mit einer Vollzeitstelle in Deutschland auch nach 40 Arbeitsjahren auf eine Rente von weniger als 1000 Euro netto zusteuert. Die Preise steigen immer weiter, doch statt Inflationsausgleich und echter Hilfe erhalten wir mickrige Einmalzahlungen, die am selben Tag schon nicht mehr auf dem Konto sind. Dabei sind es wir, die ohnehin schon unter ungleichem Lohn, geschlechtsspezifischer Rentenlücke, prekärer Arbeit und Teilzeitbeschäftigungen leiden. In vielen Fällen kommt die unbezahlte Sorge-Arbeit zu Hause dazu. Unter all diesen Umständen müssen wir mit Erschüttern feststellen, dass durch die Krise ein selbstbestimmtes Leben in Sicherheit immer weiter verhindert wird. Die Inflation führt dazu, dass die ökonomische Abhängigkeit vom (Ehe-)Mann immer weiter zunimmt und ein unabhängiges Leben für viele keine Option mehr ist. 

Spürbar wird diese Tatsache leider dann, wenn wir uns die Zahlen zu häuslicher Gewalt anschauen. Etwa jede vierte Frau wird in Deutschland mindestens einmal Opfer von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt durch ihren (Ex-)Partner. Die Pandemie hat die Gefahr für Frauen in diesem Bereich noch einmal verschärft. Hinzu kommt, dass Beratungsangebote vorne und hinten fehlen – genauso wie fast 15.000 Frauenhausplätze und das während, von einer Nacht auf die andere einfach so 100 Milliarden in Form eines Sondervermögens für die Bundeswehr locker gemacht werden und bereits erneut das Mehrfache davon geplant wird. Wenn Frauen weder genug Einkommen haben, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, noch dort Hilfe bekommen, wo es sie eigentlich geben sollte, dann stellt häusliche Gewalt häufig eine Gefahr für sie dar, vor der sie sich nicht schützen können. Dies können wir nicht weiter hinnehmen! 

Am 14. Februar sind wir deshalb wir auf den Straßen und fordern:

  • Solidarität und schnelle Hilfe und Unterstützung für die Betroffenen des Erdbebens
  • die vollständige Umsetzung der Istanbul-Konvention – mehr Hilfsangebote, mehr      Frauenhäuser!
  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und ein Lohn, der für ein selbstbestimmtes Leben reicht!
  • Sichere und beständige Arbeitsplätze!
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