Am 14. Februar findet jährlich in Göppingen eine Aktion „One Billion Rising“ statt. Es ist eine Kampagne, die im Jahr 2012 von einer New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler gegründet wurde. Diese Kampagne macht auf das Problem der Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam. Wörtlich übersetzt, heißt „one billion rising“ – „Eine Milliarde erhebt sich“. Es gibt eine offizielle Webseite von dieser Kampagne, www.onebillionrising.de
Auch dieses Jahr wollten die Frauen von „Migrantinnenverein Göppingen“ einen vor einem Jahr einstudierten Tanz vorführen. Der Corona-Lockdown kam da leider dazwischen. Die Veranstaltung wurde abgesagt. Wir mussten uns etwas anderes überlegen. Der Vereinsvorstand kaufte kurzerhand Bastelmaterial und verteilte es an die Frauen. Jede von ihnen konnte Zuhause ein Plakat mit einem allgemeinen Spruch zum Thema „Gewalt an Frauen und Mädchen“ basteln oder das diesjährige Motto von „one billion rising“ übernehmen. Es hieß „Tanzt in den Gärten. Lasst sie wachsen und erblühen…“ Die Frauen durften sich kreativ ausleben: Schneiden, Kleben, Malen, alles was das Herz begehrt. Die fertig gebastelten Plakate wurden dann am 14. Februar an die Fenster oder Balkone aufgehängt. Es war eine willkommene Abwechslung zum eintönigen Corona-Alltag. Außerdem konnte man Frauensolidarität zeigen bzw. ein Zeichen setzten, dass man mit eigenen Problemen nicht alleine ist.
Doch ganz auf Veranstaltungen wollten die Frauen vom „Migrantinnen Verein Göppingen“ nicht verzichten. Das 8. März-Fest ist normalerweise einer der größeren Feste, die unser Verein veranstaltet. Denn der 8. März ist der internationale Weltfrauentag. Das ist ein besonderer Tag für uns Frauen, weil er weltweit gefeiert wird. Es gab jedes Jahr eine Kundgebung in der Standmitte, die auf die Femizide sowohl in Deutschland als auch weltweit aufmerksam macht.
Nach der Kundgebung gab es dann ein Fest in einer Halle. Es kamen mehrere internationale Vereine aus dem Kreis Göppingen zusammen. Jeder Verein führte etwas vor: Folkloretänze oder Gesang. Das Besondere dabei war, dass der 8. März von unterschiedlichen Nationalitäten gemeinsam gefeiert wurde. Es kamen Deutsche, Albaner, Türken, Griechen und Italiener zusammen. Jeder Verein brachte zum Fest etwas bei. An kulinarischen Köstlichkeiten fehlte es natürlich nicht. Die Frauen boten das beste Essen, das sie auch Zuhause kochen, an. Dass es mit Liebe gekocht wurde, schmeckte man sofort! Als Krönung der Veranstaltung gab es zum Schluss eine Disko, wo man zu den Liedern und Songs aus aller Welt tanzen konnte.
Dieses Jahr mussten wir aber auf das alles verzichten. Es findet in Göppingen leider nur die Kundgebung statt. Bei dieser wird auf die Morde an Frauen aufmerksam gemacht. Auch dieses Jahr gab es mehrere Femizide in Deutschland. Bereits bis zum 09.02.2021 wurden 18 Frauen getötet, zumeist durch ihre (Ex)-Partner. Wir dürfen dieses Problem nicht durch den Corona-Lockdown aus dem Sichtfeld verschwinden lassen. Es ist besonders jetzt wichtig, dass wir auf diejenigen aufmerksam machen, die ihre Stimme nicht erheben können.
Am 8. März werden wir zweifellos in die Öffentlichkeit auf die Göppinger Straßen gehen, auch wenn die Bedingungen erschwert sind. Mit unserer Kundgebung auf dem Marktplatz wollen wir auf den Notstand der Frauen vor allem während der Corona-Pandemie hinweisen. Wir rufen alle Frauen dazu auf an diversen Kundgebungen teilzunehmen! Lasst uns zusammenhalten und Frauensolidarität zeigen!
Tatjana aus Göppingen