#MeToo – weltweit

Ausgelöst durch den Missbrauchsskandal in der Filmbranche, ging die im Jahr 2017 losgestoßene Debatte um sexuelle Belästigung und Gewalt um die Welt und hält bis heute noch an. Die internationale Debatte über sexualisierte Gewalt hat die Aufmerksamkeit für das Thema stark erhöht. Frauen in allen Gesellschaftsebenen konnten sich Gehör verschaffen, darunter auch Frauen, die im öffentlichen Leben stehen, bekannten sich dazu Opfer von sexualisierten Übergriffen geworden zu sein. Die Frauen wurden dadurch ermutigt und gehört – die Täter müssen sich nun verantworten. Beinahe täglich berichten Frauen, wie sie von Männern sexuell bedrängt, missbraucht und ausgenutzt werden. Frauen weltweit posten im Netz unter dem Hashtag #MeToo von ihren eigenen Erfahrungen sexueller Belästigung. Zwar kann #Metoo das Problem von sexualisierter Gewalt sicher nicht beheben, dafür ist eine grundsätzliche Veränderung nötig, doch zeigt die Bewegung das Tabuthema sexualisierter Gewalt auf.
Mit großer Wucht rollt die #MeToo Debatte inzwischen auch in Indien durchs Land. Frauen berichten von sexuellen Übergriffen auf Twitter und zeigen ihre Angreifer an, oft unter ihrem echten Namen und in aller Öffentlichkeit. Mächtige und bislang unantastbare Männer in Film, Fernsehen und Politik mussten seither ihre Posten räumen. Die Herausforderungen für die Frauen in Indien sind im Vergleich zu Europa oder in den USA viel größer und schwieriger. Nur ein Viertel der Inderinnen ist berufstätig, denn dies käme gleich mit Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung. Zudem spricht man in Indien nicht über sexuelle Belästigung. Deshalb ist es umso beachtlicher, was sich diese Frauen getraut haben.
Auch wenn in China in den vergangenen Jahren Frauenrechtler*innen ins Gefängnis kamen, weil sie sich für Feminismus und Gleichberechtigung einsetzten, lassen sich die Frauen nicht mehr von der Zensur abhalten, über sexuellen Missbrauch zu berichten. Es melden sich immer mehr Frauen mit dem Vorwurf, von ihren Vorgesetzten belästigt und missbraucht worden zu sein. Das Engagement ist allerdings nicht ungefährlich, deshalb würden sich chinesische Prominente nie zur #MeToo äußern, aus Angst ihre Karriere damit zu beenden. Kritische online-postings werden zensiert und es gibt kaum politische Unterstützung in China. Dennoch versuchen die Frauen durch verschiedene Aktionen auf sich aufmerksam zu machen.
Viele Frauen berichten über Übergriffe am Arbeitsplatz von Kollegen, Chefs, Kunden. Dabei sind die Arbeitgeber*innen dazu verpflichtet, ihre Angestellten zu schützen. Viele Betroffene schweigen aus Angst, dass man ihnen nicht glaubt und fürchten berufliche Nachteile, wenn sie Kollegen oder Vorgesetze wegen sexueller Belästigung anzeigen.
Und so musste auch der Internetkonzern Google Konsequenzen ziehen und hat 48 Mitarbeiter innerhalb von zwei Jahren, wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung, entlassen. Unter ihnen 13 leitende Angestellte und ein weiterer hochrangiger Mitarbeiter. Tausende Angestellte hatten aus Protest gegen den Umgang des Internetkonzerns mit Sexismusvorwürfen zeitweise die Arbeit niedergelegt.
Und nur damit dürfen wir Frauen uns nicht abfinden. Auch wenn Google 48 Mitarbeiter entlässt, was ist mit den kommenden 48, bei denen es eventuell keine Proteste mehr geben wird? #Metoo hat es geschafft, nicht nur ein bloßes Internetphänomen oder eine Hollywood-Aktion zu bleiben. Ein Hashtag war ausschlaggebend für zahlreiche Frauen, sich zu wehren. Zu streiken, alles zu riskieren, indem sie sich endlich trauten, ihre Vorgesetzten etc. anzuzeigen. Dafür zu kämpfen, dass Gesetze zur sexualisierten Gewalt verschärft oder überhaupt erst eingeführt werden. Diesen Geist gilt es jetzt weiter zu nutzen, damit Frauen weiterhin für ihre Selbstbestimmung kämpfen.
In einem patriarchalen System, worauf unsere gesamte Gesellschaft aufgebaut ist, geht es um Machtverhältnisse. Durch #MeToo wurde der Blick auf die Machtverhältnisse und Hierarchien zwischen Frauen und Männern nochmals geschärft und die ungleiche Verteilung der Ressourcen und gesellschaftlichen Repräsentation aufgezeigt. Alleine die Verschärfung des Sexualstrafrechts wird nicht ausreichend sein. Es muss überall angesetzt werden, wo Frauen ein selbstbestimmtes Leben versagt und gleiche Rechte verwehrt werden.