Eine Studentin erzählt

Sinem Yesil

Die Coronakrise bringt zurzeit viele gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Eines der größten Probleme ist jedoch, dass die Folgen der Krise versucht werden auf die Werktätigen abzuwälzen. Ich bin 21 Jahre alt und hauptberuflich Studentin aus Frankfurt. So wie viele Studierende/Azubis muss ich nebenbei arbeiten, um mein Studium und meinen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Momentan arbeite ich nur noch von zu Hause aus und gebe Online-Sprachkurse, jedoch betragen die Arbeitszeiten nur 4-5 Stunden die Woche. Für gewöhnlich arbeite ich neben dem Job in der Sprachschule noch in einem Hotel und in einer Krabbelstube. Ich wohne noch im Elternhaus, da ich mir für eine eigene Wohnung die Mieten in Frankfurt nicht leisten kann. Da ich keine Miete zu zahlen habe, kam ich mit meinem Einkommen bis jetzt relativ gut zurecht. Doch nun sieht die Situation für mich etwas schwieriger aus. Durch die Coronakrise nehmen sich Arbeitnehmer das Recht geringfügig Beschäftigte einfach zu entlassen. Genau das ist auch bei mir der Fall. Den Hoteljob (Minijob) verlor ich recht schnell, da die Hotellerie durch die aktuelle Krise den Betrieb stilllegen musste. In der Krabbelstube (Honorarbasis) bin ich zwar offiziell noch gemeldet, jedoch erhalte ich keinen Lohn, da wir nicht arbeiten dürfen. Von Kündigungen sind derzeit viele Minijobber oder Beschäftigte aus anderen prekären Sektoren betroffen. In Anbetracht der vielen Entlassungen ist es die Aufgabe der Bundesregierung Fördermittel für die betroffenen bereitzustellen. Die hessische Landesregierung prahlte damit, dass das hessische Ministerium für Wissenschaft einmalig 200 Euro für Studierende, die ihren Job verloren haben bereitstellen würde. An dieser Stelle ist die Lächerlichkeit der Summe von 200 Euro zu erwähnen. Die Fördermittel waren jedoch nach zwei Stunden ausgeschöpft, sodass der Großteil der Studierenden erst gar keine finanzielle Hilfeleistung erhalten konnte. Ich würde das als Armutszeugnis der Bundesregierung und ihrer Länder bezeichnen. Dass viele Menschen momentan ihre Löhne nur teilweise oder gar nicht ausgezahlt bekommen ist eine Seite der Medaille. Die andere Seite zeigt, dass parallel dazu die Lebenserhaltungskosten nicht sinken. Sondern im Gegenteil: Lebensmittelpreise steigen an und die ohnehin überteuerten Mieten bleiben gleich. Das darf nicht hingenommen werden. Gerade zu Zeiten von Corona wird es uns durch die Beschränkungen immer schwieriger gemacht für unsere Rechte zu demonstrieren. Wir müssen trotzdem versuchen über alternative Wege, wie beispielsweise über Social Media oder kleinere Kundgebungen, für die Rechte aller Werktätigen einzustehen. Die Rechnung der Krise darf nicht auf die Beschäftigten abgewälzt werden!