Der entsetzliche Arbeitsunfall von Soma kostete 301 Bergbauarbeiter das Leben. Die verheerenden Sicherheitsbedingungen im Bergwerk Soma waren über Jahre bekannt und immer wieder beanstandet worden. Doch die Gier nach mehr Profit der Soma- Holding und die Politik der Liberalisierung und Privatisierung der AKP-Regierung verbargen immer wieder ihren Blick vor den miserablen Zuständen im Bergwerk. Das Spiel mit dem Feuer nahm schließlich am 13.Mai 2014 seinen katastrophalen und zugleich tragischen Lauf. Mit großer Trauer und ebenso großer Wut und tiefem Entsetzen mussten wir zusehen, wie die toten Bergarbeiter aus den Minen herausgetragen und die hinterbliebenen Frauen, Kinder, Verwandte sowie Freunde um ihre Opfer trauerten. Die bisherigen Ermittlungen zeigen, dass das Massaker von Soma mit einfachsten Sicherheitsvorkehrungen hätte verhindert werden können. Doch der türkische Minsterpräsident Recep Tayyip Erdogan findet für den Tod der 301 Kumpel nur verachtende Worte: “Es ist Schicksal. Das Sterberisiko ist schon immer eine Begleiterscheinung des Bergbaus gewesen, so wie bei Unglücken Mitte des 19.Jahrhunderts bzw. Anfang des 20.Jahrhunderts.” Der verbalen Verachtung des türksichen Ministerpräsidenten folgten eine Reihe von aggressiven Polizeieinsätzen gegen die Hinterbliebenen, Journalisten, Rechtsanwälten und Demonstranten und ihrer Wut gegen eine Regierung, die hinnehmend zusah, wie das Leben von 301 Kumpenl um eine Handvoll Lohn und Auskommen mit einem Male erlosch. Am 22.05.2014 wurde Uğur Kurt im Istanbuler Stadtbezirk Okmeydani durch die Polizei mit einem gezielten Kopfschuss hingerichtet. Es ist der gleiche Bezirk, wo bei den Gezi-Protesten der 14-jährige Berkin Elvan auf dem Weg zum Bäcker in den Kugelhagel der türkischen Polizei geriet. Nach monatelangem Koma erlag Berkin am 11.März diesen Jahres seinen Verletzungen. Wir Frauen im Bundesverband der Migrantinnen teilen die tiefe Trauer und die berechtigte Wut der Hinterbliebenen der getöteten Kumpel von Soma! Soma muss seine Gerechtigkeit finden. Dazu gehört, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. In erster Linie die Soma-Holding mitsamt des Geschäftsführers und natürlich auch die politischen Verantwortlichen, die vorrangig in den Ministerien und Regierungsetagen der AKP sitzen. Es ist aus unserer Sicht ein Akt des puren Zynismus, den Tod der Kumpel durch die offensichtliche Gier nach mehr Profit auf Kosten der Sicherheit der Arbeiter und der Arbeitsbedingungen, durch die Ausweitung von Leiharbeit, durch die stetige Privatisierung und Liberalisierung der Wirtschaft als “Begleiterscheinung des Bergbaus” oder als “Schicksal” zu erklären. Es war kein Arbeitunfall, sondern – mit den Worten von Kani Beko, Vorsitzender des türkischen Gewerkschaftsbundes DISK – es war ein Massaker! Ein Ministerpräsident, der während seiner Regierungszeit die Demokratie und freie Meinungsäußerung mit Füßen tritt, eine frauenfeindliche Politik verfolgt und ArbeiterInnenrechte beschneidet, ist nicht willkommen! Recep Tayyip Erdgoan hat nur unseren breiten Protest verdient!