Wieder ein Mord, wieder ein Frauenopfer!

Wir hofften mit ihren Töchtern, ihren Verwandten, KollegInnen und FreundInnen, dass Saray Güven unversehrt zu ihrer Familie zurückkehrt.

Nach langem Bangen und Hoffen, erreichte uns am 01.09.2017 die traurige Meldung. In Münster wurde am Abend der Leichnam der seit Wochen vermissten Saray Güven gefunden. Über die Motivlage ist noch nichts Näheres bekannt. Die polizeilichen Ermittlungen führen jedoch zu einem Mann aus dem nahen Umfeld des Opfers. Ein junges Leben, das nach jetzigem Ermittlungsstand mit sehr hohen Wahrscheinlichkeit durch die Hand einer männlichen Person im Bekanntenkreis ausgelöscht wurde.

Die Meldung über den Tod der Mord an der 47-jährigen jungen Frau aus Frankfurt Bockenheim hat uns mit Fassungslosigkeit, tiefster Trauer und Wut erfasst. Wir sind in tiefer Trauer über den Tod einer jungen Frau, die auch in den Reihen unserer Mitglieder in Frankfurt bekannt und allseits geschätzt wurde. Wir sind wütend, dass wieder eine Frau ihr Leben lassen musste.

Saray Güven war eine selbstbewusste, freiheitsliebende Frau, die selbstbestimmt ihr Leben führte. Sie war eine starke, politisch aktive Frau, die sich aktiv gegen jegliche Form von gesellschaftlicher Ungerechtigkeit eingesetzt hat. Überkommenen Vorstellungen darüber, wie eine Frau sich zu verhalten und zu leben hat, trat sie entschieden entgegen. Umso entschlossen verurteilen wir jegliche Versuche, ihren Tod durch ihre selbstbestimmte Lebensführung erklären zu wollen.

Der Tod von Saray Güven führt uns wieder vor Augen, wie allgegenwärtig Gewalt gegen Frauen auch in Deutschland ist und wie notwendig der Protest und die konsequente Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt sind. Gewalt gegen Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung. Egal wo und aus welchen Motiven sie passiert. Jede vierte Frau in Deutschland ist von Gewalt betroffen. Dabei leben Frauen dort am gefährlichsten, wo sie sich am sichersten fühlen sollten: in ihrem familiären Umfeld bzw. im nahen Bekanntenkreis.

Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung des Mordfalls und bestärken unsere Forderung zur konsequenten Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und ihren Ursachen.

Wir trauern um eine 47-jährige Frau, um eine dreifache Mutter, um eine geschätzte Kollegin, die voller Freiheitsliebe war. Wir schließen uns zusammen für den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben, der sich den patriarchalen Denkweisen und der männlichen Gewalt nicht beugen will.

 

 

 

Frankfurt, 03.09.2017

,